unabhängige Vereinspage über die Profimannschaft
des VfB Stuttgart 1893 e.V.
11. Jahrgang
Cover
Bestellen
Trackliste zum anhören
Album
Titel
Label
Format
Zeit
Anhören
Wahnsinn
VfB Lied
Rock-O-Rama
LP
1987
Info
Gruppe
Boots & Braces
Werdegang
BOOTS AND BRACES gehören wohl zu den ältesten Bands
der deutschen Oi! Bewegung. Allerdings machte man sich mit dem, was man
tut nicht unbedingt immer Freunde und es kann vorkommen, dass viel
geredet wird... Gerade jetzt nach ihrem aktuellen Release dachte ich
mir, es wäre interessant, mal mit den Walzwerkern über Vergangenes,
Gerüchte und Zukunftspläne zu reden...
Markus: Euer aktuelles Album "11 Pints of Oi!" ist auf Metal
Enterprises erschienen. Warum habt ihr die Platte denn nicht einfach auf
euerm hauseigenen Label Walzwerk Records veröffentlicht?
Florian: Mit Boots&Braces waren wir bis zum letzten Album noch bei Metal
Enterprises unter Vertrag - das war aber das letzte Album, der Vertrag
ist also erledigt. Wenn wir wieder was machen, bringen wir`s auf alle
Fälle bei selber `raus - oder ein Label, mit dem wir 100% zufrieden sind
und gut zusammenarbeiten können.
Markus: Was mich irritiert ist, das Boots and Braces
von sich sagen, dass es eine unpolitische Band ist, dann aber auf einem
Sampler sind ("6 für Deutschland"), auf dem dann auch Bands wie "Saccara"
oder "Kahlkopf" vertreten sind, die ja wohl nicht unbedingt als
"unpolitisch" zu sehen sind. Der
Sampler erschien übrigens ebenfalls auf Metal Enterprises. Wusstet ihr
nicht, mit welchen Bands ihr auf den Sampler kommt, und warum seid ihr
danach noch bei Metal Enterprises geblieben?
Florian: Von der Bandzusammenstellung und wie der Sampler aussehen und
heißen soll, wussten wir vorher nichts. Metal Enterprises hat eben leider
Rechte für die Lieder gehabt. Der Vertrag mit Metal Enterprises lief über
mehrere Platten und Jahre, wir wären gerne früher ausgestiegen, ging aber
leider nicht!
Markus: Wo wir dann schon mal beim
Thema sind: Ist es wirklich wahr, dass ihr mal mit
Skrewdriver gespielt habt? Ich hab das mal in `nem Zine
gelesen, aber ich finde es immer noch besser, das von den
Betroffenen selber zu hören anstatt irgendetwas ungefragt zu
"fressen".
Florian: Kannst du glauben, das ist wahr.
Markus: War das nicht scheiße? Bereut ihr das im Nachhinein? Wie ist
es überhaupt dazu gekommen?
Florian: Nein, bereuen wir nicht, war gar nicht scheiße, war
ein ganz nettes Erlebnis. Wir waren damals in London und
eigentlich für einen Gig zusammen mit anderen Bands gebucht.
Das Konzert wurde kurzfristig abgesagt und ein Wochenende
später mit Skrewdriver als neue Hauptband neu organisiert.
Zu der Zeit waren die Grenzen in der Skinheadszene in Bezug
auf Politik weit fließender als heute, also kein Grund sich
darüber Gedanken zu machen.
Markus: ...anderes Thema: Walzwerk Records hatte ja vor gar nicht
langer Zeit sein 10-jähriges Bestehen gefeiert. Was plant
ihr für die Zukunft?
Florian: Tja, mittlerweile hat sich ja bei Walzwerk einiges
getan. Matt und Anke haben den Laden im April letzten Jahres
aufgelöst, bevor er ihnen über den Kopf wächst. Im Oktober
schickten sie aber schon wieder einen Fragebogen an ihre
Kunden, um herauszufinden, auf welche Art sie weitermachen
sollen. Ganz aufhören wollen sie also doch nicht. Als
nächstes bringen sie die zweite Scheibe der irischen Band
"Skint" heraus.
Markus: Ihr seid ja mit Sicherheit nicht mehr der kleine Versand aus dem
Raum Stuttgart, zumal - wie eben gesagt - es euch ja eh nach Irland
verschlagen hat. Wenn man das mal so fragen darf, wie laufen die Dinge in
geschäftlicher Hinsicht. Wohin vertreibt ihr überall?
Florian:
Walzwerk war am Schluss wohl einer der größten Mailorder im Bereich Oi!
und Punk weltweit. Matt und Anke arbeiteten fast rund um die Uhr. Nebenbei
hatten sie aber eben noch Kinder - und um das alles unter einen Hut zu
bekommen (ohne Hobbies und Freizeit) war einfach alles zuviel. Ich selbst
habe das Gewerbe Walzwerk Deutschland (Produktion) schon letztes Jahr
abgemeldet. Der Versand wurde in den letzten 5 Jahren nur noch von Irland
aus gemacht. Die beiden haben den Laden wirklich ganz schön ausgebaut, im
Gegensatz zu den Anfängen! Die Platten haben sie in der ganzen Welt
verschickt. Sie haben Stammkunden aus Hong Kong, Neuseeland, Brasilien,
Phillipinen... und eben aus Deutschland/Europa und Amerika!
Markus: Was war denn überhaupt der Grund für Matt
und Anke nach Irland zu gehen?
Florian: Matt und Anke waren schon immer sehr an Irland interessiert. Matt
hat da mal eine Weile als Zimmermann gearbeitet. Als mit dem ersten Kind
dann irgendwann ihre Wohnung zu klein wurde und Anke noch eine
Dolmetscherausbildung abgeschlossen hatte, dachten sie, es wäre Zeit mal
noch was anderes zu sehen, als Hohenlohe - wo beide nicht gebürtig und
100%ig heimisch waren. Außerdem wollten sie an`s Meer... also - genug gute
Gründe, um einfach mal so "kurz" nach Irland auszuwandern...
Markus: Es ist aber, wenn ich richtig informiert bin, nicht so, dass
die ganze Band in Irland lebt. Wie organisiert ihr die Proben für Boots
and Braces, wie oft wird auf Grund der großen Entfernung überhaupt noch
geprobt?
Florian: Das ist der Schwachpunkt unserer Band - ansonsten würde bei uns
mit Sicherheit mehr laufen. So proben wir hier in Deutschland nur
instrumental, kurz vor einer Tour kommt Matt rüber und singt dazu. Die
alten Lieder die wir auf Konzerten spielen sind kein Problem - schwierig
ist`s mit den neuen Stücken. Deshalb hat es auch mit der letzten CD so
lange gedauert...
Markus: Mittlerweile seid ihr ja eine der ältesten Bands in diesem
"Geschäft". Da hat man natürlich auch Höhen und Tiefen durchlebt. Was war
das größte und was das ernüchternste/schlimmste Ereignis in der Geschichte
von B&B?
Florian: Es gab viele "größte" Ereignisse, z.B. die ersten Ungarn
Konzerte, erste eigene Single usw. Insgesamt gesehen war die erste USA
Tour wahrscheinlich "das größte" zusammenhängende, war wir in mit der
Gruppe erlebt haben. Die schlechten Sachen hab` ich verdrängt... das waren
kurzfristig abgesagte Konzerte, Interviews im Bezirk 7 (...) und immer
wieder Steine im Weg. Ganz scheiße war zum Beispiel das vom Land verbotene
Jubiläumskonzert im Sommer 1993 als wir Business und Elite zum erstenmal
nach Deutschland holen wollten. Da war alles schon fix und fertig
organisiert, 500 Karten im Vorverkauf, Plakate gedruckt, Erlaubnis von der
Stadt... und dann kam doch irgendjemand "wichtiges" darauf, dass so ein
"Naziaufmarsch" doch lieber nicht stattfinden darf!
Markus: Das erinnert mich irgendwie an ein Konzert im Bochumer "Riff"
(oder so), da wollte ich B&B nämlich live sehen und plötzlich stand die
Antifa vord der Tür und verhinderte das ganze mit der Begründung, dass es
sich ja bei B&B um ganz böse Nazis handele. Am gleichen Tage war übrigens
auch in D.Dorf ein Rechtsrock Konzert (einer
wirklich rechten Band) auf das sich die Antifa nicht getraut hatte...
Schnell wieder zu angenehmeren Dingen! Springtoifel sind ja auch ein
Urgestein des Oi! aus Deutschland, besteht Kontakt zu den "Mainzeldroogs",
wenn ja, wie sieht der aus?
Florian: Ja, wir kennen uns schon lange. Kontakt besteht, aber eher lose.
Spätestens zu Weihnachten erinnern wir uns aber immer wieder
gegenseitig... Bisher haben wir aber erst zweimal zusammengespielt, in
München fand nach langer Zeit endlich mal wieder ein "Zusammentreffen"
statt.
Markus: Nach dem Release von 11 Pints of Oi! hattet ihr ja einige Gigs in
Deutschland gespielt. Spielt ihr auch in der neuen Wahlheimat deines
Bruders - Irland? - Live? Wie sind die Konzerte dort?
Florian:
Leider haben wir dort noch nie gespielt. Geplant ist es allerdings schon
lange - nur noch nicht verwirklicht, weil es bisher urlaubstechnisch mit
allen aus der Band nicht vereinbar war. Allerdings wäre das auch nur ein
Urlaub, wir würden nur in Pubs oder kleinen Bars spielen, wahrscheinlich
ohne Gage. Wie diese Konzerte wären, wüsste ich selber gerne - aber wir
wollen diese Erfahrungen auf alle Fälle so schnell wie möglich machen.
Markus: Wie sieht die Oi!-Szene insgesamt in Irland
aus?
Florian: Soweit ich weiß sehr, sehr mager! In Dublin und Belfast sind wohl
die Hochburgen und auch die haben wohl nicht so große Szenen. Allerdings
kommen jetzt immer mehr Bands nach England (meistens nur für 1 oder 2
Konzerte) und da ist anscheinend ordentlich was los, bei Business,
Dropkick Murphys, Sham 69, Cockney Rejects...
Markus: Eine Frage, die Du bestimmt schon tausendmal gefragt worden,
vielleicht auch schon satt bist: Der Release der "Tonstörung" - LP auf
Walzwerk. Warum habt ihr das gemacht, der Höhnie von Höhnie Rec. sagte mal
in einem Interview (beruhend auf einem Telefongespräch, das er und sein
Bruder mal hatten), ihr hättet ein Demo Tape bekommen auf dem nichts
politisches drauf war, als dann allerdings die Masterbänder für die
Pressung vorlagen, fand sich das eine oder andere nicht ganz so
unpolitische Lied wieder. Warum habt ihr das Ding trotzdem rausgebracht
und nicht einfach "Nein" dazu gesagt?
Florian: Aus damaliger Sicht und Situation war es damals zu spät, das
ganze zu stoppen bzw. zu ändern. Hinterher ist man immer schlauer!
Markus: Wie würdet ihr heute handeln, die ihr noch mal die Wahl hättet,
die Platte rauszubringen?
Florian:
Selbstverständlich noch mal neu abmischen, weil der Bass etwas zu schwach
rüberkam!...außerdem würde ich die Gitarre doppeln und die Chorgesänge
sollten verfeinert werden...
Markus: Ich höre die engstirnige, nicht fähig von Ironie vo Ernst zu
unterscheidende PC-Front gerade explodieren (so soll es sein!!) Thema
Fußball: auf dem neuen Album ist ja auch wieder ein Lied über den Sport
Nummer 1 ("Fußball ist unser Leben"). Geht ihr noch zum Fußball - Remember
"VfB"?
Florian: Ja, ab und zu - Allerdings eher selten - weil
es ganz einfach für zu viel Eintrittsgeld sehr wenig zu sehen gibt und für
mich, weil ich ziemlich außerhalb von Stuttgart wohne, fast der ganze
Samstag draufgeht. Ich geh dafür öfter zu SSV Gaisbach/Kreisliga A, das
ist lustiger und schöner. Außerdem kann ich die Namen der Spieler alle
nicht aussprechen, ohne mir die Zunge zu brechen! Allerdings nehme ich die
Leckerbissen beim VfB schon noch mit, wenn`s geht. Leider konnte ich nicht
nach Edinburgh und auch mit Innsbruck klappt es bei mir nicht (weil wir am
nächsten Tag einen Gig haben, Matze rüberkommt und wir diesen Tag zum Üben
nutzen müssen). Ich hoffe auf die nächste Runde UEFA Cup, da bin ich
spätestens wieder dabei!
Markus: Ihr spielt ja auch desöfteren Konzerte in Amerkika.Wie
beurteilt ihr die Szene in den USA?
Florian: Naja, so oft spielen wir auch nicht dort drüben! Bis jetzt haben
wir zweimal getourt im Abstand von 4 Jahren. Die Szene und die Leute sind
im Großen und ganzen, wie in Europa auch, von allem und allen gibt es
etwas. Ich finde die Unterschiede nicht so groß.
Markus: Wenn ihr sort tourt, spielt ihr da alle Songs auf englisch oder
bekommen die Leute da auch eure deutschen Lieder zu hören?
Florian: Wir versuchten es immer in halb deutsch und in halb englisch. Ein
paar unserer Stücke haben wir dazu ins englische übersetzt.
Markus: Und wie kommen die deutschen Lieder an?
Florian: Insgesamt kam das sehr gut an, glaube ich.
Markus: Waswird man demnächst von Boots and Braces und Walzwerk hören?
Florian: Wir hoffen noch dieses Jahr wenigstens eine Single an den Start
zu bringen, ansonsten sind die Gigs im Oktober wohl die einzigen in diesem
Jahr gewesen. Wir planen aber schon für 2001, zB. den Irland/England
Ausflug und wieder eine komplette Deutschland Tour!
Markus: O.K. das war`s Florian! Danke für deine offene und vor allem
ehrliche Art, mir die Fragen zu beantworten!
"Bonusstücke" auf der CD :
Die Bonzen
Spießerschweine Das "VfB"-Lied fehlt auf der CD (Fehler beim Pressen !)
Boots & Braces ist eine Oi!-Band. Sie zählt zu
den ältesten deutschen Bands dieses Genres.
Bandgeschichte
Boots & Braces wurde 1983 von den Gebrüder Walz gegründet. Nach
wenigen Proben fanden sie den Bassisten Alfred, der allerdings
bereits 1984 ausstiegt, da die Brüder nach Hohenlohe zogen. Alfred
absolvierte nur wenige Auftritte mit der Band, u. a. mit der
befreundeten Band Herbärds, und spielte das erste Demo ein.
Mit Alex fand die Band einen Ersatz. Auftritte in Deutschland und
Frankreich folgten. 1986 erweiterte sich die Besetzung um Sänger
Ralf, mit dem auch die erste Single Aufrecht gehen (1987) im
Eigenvertrieb veröffentlicht wurde. Das Debütalbum Wahnsinn erschien
1988 auf dem damals bereits dem Rechtsrock zugewandten Label
Rock-O-Rama. Nach der Veröffentlichung stiegt Alex wieder aus. Mit
dem 16jährigen Martin fanden sie einen neuen Gitarristen, was dazu
führt, dass Matt Walz an den Bass wechselt.
1990 wechselte die Band zum Label Metal Enterprises und
veröffentlichte das zweite Album Partypiraten. Die Band spielte
darauf folgend in Budapest vor etwa 1000 Personen. [1] Nach der Tour
wurde das Line-Up um den zweiten Gitarristen Dani erweitert. 1992
erschien das dritte Album Die andere Seite auf Nowotnys Noize, einem
Unterlabel von Metal Enterprises.
1993 folgte die Jubiläums-CD Schön war die Zeit mit sechs neuen
Stücken, die auch als Picture Disc erhältlich war. Als 1994
überraschend der Sänger ausstiegt, wurde die Live in Wien auf Druck
des Labels veröffentlicht. Matt Walz übernahm wieder den Gesang,
wanderte jedoch 1995 zusammen mit seiner Frau und ihrem Kind nach
Irland aus. Live-Auftritte wurden dadurch erschwert, jedoch fand
bereits gegen Ende 1995/Anfang 1996 eine Tour statt. Eine weitere
Auslandstour durch die USA und Kanada wurde ohne den Sänger
absolviert. Billy, der Walz auf dieser Tour vertrat, blieb zwei
Jahre lang Ersatz.
1997 wurde die CD 11 Pints of Oi! veröffentlicht. Diese stellte die
letzte Veröffentlichung auf Metal Enterprises da, das Label meldet
kurz danach Konkurs an.
Weitere Touren durch Deutschland, das benachbarte Ausland und die
USA folgten. 2003 nahm die Band die EP Made in Kü´au in Irland und
Deutschland auf. Neue Plattenfirma war DSS Records. Es war die bis
dato letzte Veröffentlichung der Band, diese pausiert zur Zeit.
Kontroverse]
Obwohl die Band keine politischen Aussagen in ihren Texten hat, wird
sie auf Grund der Labelzugehörigkeit zu Rock-O-Rama und Metal
Enterprises oft fälschlicherweise dem Rechtsrock zugeordnet.
Auftritte mit bekannten Rechtsrock-Größen wie Störkraft und Endstufe
in den 1990ern festigten diesen Ruf. Weitere Vorwürfe betrafen das
Label Walzwerk-Records, das von den beiden Brüdern gegründet wurde,
und auf dem u. a. die Band Trabireiter veröffentlichte. Platten von
Skrewdriver wurden jedoch schon frühzeitig wieder aus dem Programm
genommen. Die Band versucht sich immer wieder in Interviews von
dieser Szene zu distanzieren.