Um den Graf-von-Beroldingen-Pokal:
Eintracht — V.f.B.
Stuttgart 0:2 (0:1)
Wenn man, wie ich, bald zwei
Monate keine Gelegenheit mehr hatte, ein
Fußballspiel zu sehen, so war das Spiel zwischen
Eintracht und V.f.B. keineswegs geeignet, einen
dies bedauern zu lassen. Im Gegenteil!
Diese Feststellung ist kein
Vorwurf an die Adresse der Mannschaften. Die
Spieler beider Parteien gaben sich wohl Mühe,
aber es blieb doch mäßiger Sommerfußball, was
sie zu bieten vermochten. Man merkt, daß die
Fußballpause zu kurz ist. Die Spieler müssen
eine Zeit lang völlig frei von Fußball sein und
dann noch Zeit haben, ein gutes vorbereitendes
Training zu absolvieren.
Man braucht nicht nur
körperliche, sondern auch geistige Frische.
Körperlich waren die Stuttgarter recht gut im
Schuß, schneller, wendiger und gelöster als die
etwas verkrampften Eintrachtler. Ein richtiges,
zweckmäßiges Mannschaftsspiel vermochten jedoch
beide Parteien nicht zu bieten. Es fehlten
selbst die Ansätze hierzu.
Hoffen wir, daß sich das
abschleift und die Eintracht wieder ihre
technisch und taktisch reife Spielweise erlangt,
die sie lange Jahre zur deutschen Extraklasse
stempelte. An geeignetem Material fehlt es
nicht. Die Läuferreihe mit Gramlich, Tiefel und
Zipp ist ausgezeichnet. Möglicherweise werden
auch Mantel oder Dietrich wieder mitwirken. Dazu
brauchen die Verteidiger Leis und Stubb nur
Normalform zu finden, um mit diesen Läufern eine
großartige Hintermannschaft zu bilden. Man ist
aber noch nicht so weit. Außerdem scheint der
mit Koch besetzte Torwächterposten eine
verwundbare Stelle zu sein...
Wie immer bei der Eintracht
gibt der Sturm zu Sorgen Anlaß. Es fehlte zwar
noch Trumppler, für den Ehmer rechtsaußen
spielte, aber auch dieser wird die mangelnde
Durchschlagskraft des Innensturms nicht beheben
können. Von der Lösung des Stürmerproblems wird
die Rolle abhängen, die der Eintracht in der
kommenden Meisterschaft beschieden ist.
Die Stuttgarter haben immer
mehr Wert auf Kampf als auf Stil gelegt. In
folgerichtiger Anwendung des W-Formats im Sturm
haben sie die Verbindung den ausgezeichneten
Taktikern Rutz und Koch anvertraut, vor denen
drei schnelle, entschlossene Leute spielen.
Besonders der Linksaußen Lehmann, von Rutz
glänzend eingesetzt, ist gefährlich.
Läufer und Verteidiger sind
Durchschnitt, jedoch solid. Torwart Kapp
arbeitet mit Glück und Geschick. Die Tore
schossen Speidel auf Fehler von Tiefel und Rutz
unter Mithilfe von Stubb.
Eingeschaltet war eine
Gedenkminute für den Grafen von Beroldingen. Dr.
C.E.L. (aus dem 'Fußball' vom 28.08.1934)
(aus dem 'Kicker' vom 04.09.1934)
Mit freundlicher
Genehmigung von
http://www.eintracht-archiv.de/
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