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Magazin für Tradition, Mythos und Kultur
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  unabhängige Vereinspage über die Profimannschaft des VfB Stuttgart 1893 e.V.       10. Jahrgang

 
 
 


 
    

1997/98: FCK schrieb Bundesliga-Geschichte

'Diese Meisterschaft ist die größte Leistung, die je im deutschen Fußball vollbracht wurde' - mit diesem Superlativ kommentierte Günter Netzer den Titelgewinn des 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga-Saison 1997/98 und würdigte damit eine der überraschendsten Erfolgsgeschichten des deutschen Sports. Der FCK holte sich als Aufsteiger zum vierten Mal die Meisterschale und trocknete mit diesem Novum in der Bundesliga-Historie die Tränen einer ganzen Region, die zwei Jahre zuvor den ersten Abstieg des Traditionsklubs zu verkraften hatte.





Meistermacher Otto Rehhagel (M.) übt mit seinem Team 'La Ola'





Wahr wurde das 'Aschenputtel-Märchen' am 2. Mai. Die 'Roten Teufel' schlugen am vorletzten Spieltag den VfL Wolfsburg 4:0, und Verfolger Bayern München schaffte nur ein torloses Unentschieden beim MSV Duisburg - der Titelkampf war entschieden. 'Die letzten 30 Sekunden nach dem Schlusspfiff waren die längsten in meinem Leben. Die Ungewissheit war schlimmer als alle Strapazen der Saison. Und dann kam die erlösende Nachricht aus Duisburg', erinnerte sich der damalige FCK-Stürmer Olaf Marschall, der mit 21 Saisontoren großen Anteil am Erfolg hatte.

Wolfsburgs Trainer Wolf: 'Schönste Niederlage'

Selbst dem damaligen Wolfsburger Trainer Wolfgang Wolf läuft bei der Erinnerung an die unbeschreiblichen Jubelszenen auf dem Betzenberg immer noch ein Schauer über den Rücken. 'Das war die schönste Niederlage, die ich als Profi miterlebten durfte', gestand der ehemalige FCK-Spieler.

Der Meisterschaft war gleichzeitig der letzte Titelgewinn, den FCK-Idol Fritz Walter mit seinem Klub feiern durfte. Der im Juni 2002 verstorbene Ehrenspielführer der Nationalmannschaft war während der ganzen Saison allerdings dermaßen aufgeregt, dass er nur wenige Spiele live verfolgte. Dennoch war der Kapitän der deutschen Weltmeister-Elf von 1954 hinterher mächtig stolz auf seinen FCK und Trainer Otto Rehhagel: 'Rehhagel hat großartige Arbeit geleistet. Diese Meisterschaft ist einmalig im deutschen Fußball. Für den Verein, für Kaiserslautern, die Pfalz und den ganzen Südwesten.'

Pfalz im Jubelrausch

Einmalig waren auch die Feierlichkeiten, die sich über eine Woche bis zur Überreichung der Meisterschale am letzten Spieltag in Hamburg hinzogen. Hunderttausende FCK-Anhänger feierten in der ganzen Pfalz mit spontanen Parties, Autokorsos und Feuerwerk. Die Region befand sich im kollektiven Freudenrausch. Selbst die Presse ließ sich von der Euphorie bei den 'Roten Teufeln' anstecken. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zeichnete das Bild von 'Robin Hood im Pfälzer Wald' und die Rheinpfalz schrieb: 'Die Kleinen haben's den Millionarios rechts und links von der Isar gezeigt.'

Die Bayern, die zwei Jahre zuvor Rehhagel entlassen und durch ihre 0:1-Niederlage gegen die Lauterer zum Saisonauftakt den Lauf des Aufsteigers selbst eingeleitet hatten, zeigten allerdings Größe in der Niederlage. 'Ich gratuliere dem FCK und Otto Rehhagel, den wir bis zum Schluss hart bekämpft haben, von ganzem Herzen', meinte damals Manager Uli Hoeneß zähneknirschend. Auch Trainer Giovanni Trapattoni, der in jener Saison mit der legendären 'Flasche-leer-Rede' für Schlagzeilen gesorgt hatte, schloss sich Hoeneß an: 'Kaiserslautern ist verdient Meister geworden.'


1997/98: Trapattoni: 'Ich habe fertig'

Der deutsche Rekordmeister Bayern München hat schon viele Schlagzeilen produziert. Doch was am 10. März 1998 im kleinen Presseraum an der Säbener Straße passiert war, genießt Kultcharakter. Damals trat ein sichtlich verärgerter Trainer Giovanni Trapattoni vor die Presse und lieferte in nicht einmal drei Minuten die wohl spektakulärste Rede in 40 Jahren Bundesliga.





Giovanni Trapattoni (r.) mit Thomas 'Struuunz'





Bruchstückhafte Aussagen des Italieners wie 'Flasche leer', 'was erlauben sich Strunz' oder 'ich habe fertig' sind inzwischen zum Allgemeingut der deutschen Sprache geworden. Bayern-Pressechef Markus Hörwick erinnert sich, dass Trapattoni vor der täglichen Pressekonferenz plötzlich sechs handgeschriebene Zettel aus der Tasche zog: 'Ich ahnte Fürchterliches. Was konnte ich noch tun? Die Pressekonferenz absagen?' Die Pressekonferenz fand statt und wurde zur Legende.

Trapattoni, bis dahin nur als Gentleman in Erscheinung getreten, hatte sich dermaßen über Kritik seiner damaligen Profis Thomas Strunz, Mehmet Scholl und Mario Basler über die Mannschaftsaufstellung geärgert, dass es zu diesem Ausbruch gekommen war.

Hier einige Auszüge aus diesem Stück Bundesliga-Geschichte:

'Es gibt im Moment in diese Mannschaft, oh, einige Spieler vergessen ihren Profi was sie sind... Ist klar diese Wörter, ist möglich verstehen, was ich hab' gesagt? Danke... Ein Trainer ist nicht ein Idiot! Ein Trainer sehen, was passieren in Platz. In diese Spiel es waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie eine Flasche leer!... Struuunz! Strunz ist zwei Jahre hier, hat gespielt zehn Spiele, ist immer verletzt. Was erlauben Strunz?!... Ich bin müde jetzt Vater diese Spieler, eh..., verteidige immer diese Spieler. Ich habe immer die Schulde... über diese Spieler. Einer ist Mario, einer, ein anderer ist Mehmet. Strunz dagegen, egal, hat nur gespielt 25 Prozent diese Spiel!... Ich habe fertig!

     
   
     
   
     
   
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