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Magazin für Tradition, Mythos und Kultur
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  unabhängige Vereinspage über die Profimannschaft des VfB Stuttgart 1893 e.V.       10. Jahrgang

 
 
 


 
    

1990/91: Sie kamen als Nobodies und gingen als Meister

Guido Hoffmann, Markus Kranz, Thomas Richter, Uwe Scherr, Rainer Ernst, Bernhard Winkler und wie sie alle hießen - sie waren als absolute Nobodies in die Bundesliga-Saison 1990/91 gestartet und holten am Ende als gefeierte Helden die Meisterschale ab.





Stefan Kuntz und die Meisterschale





Der 1. FC Kaiserslautern gewann mit einer Mannschaft der Namenlosen seinen dritten Titel und düpierte unter Trainerfuchs Karl Heinz Feldkamp das Starensemble von Rekordmeister Bayern München.

'Das hatte einen einmaligen Stellenwert. Das ist einfach das Schönste, wenn man nach dem Krieg mit zwölf Jahren mit dem Fußball angefangen und auf der Straße oft die Meisterschale ausgespielt hat. Das war einfach ein Glücksgefühl', erinnerte sich Feldkamp voller Stolz an den 15. Juni 1991 und den erlösenden 6:2-Sieg beim 1. FC Köln. Der Motivator hatte seine Durchschnittstruppe zu immer neuen Siegen geführt und konnte mit über 40.000 mitgereisten Fans am letzten Spieltag im Müngersdorfer Stadion den Erfolg genießen.

Die 'Aura orientalischen Gleichmuts'

Erst 15 Monate vorher war Feldkamp aus Ägypten an den Betzenberg gekehrt, hatte in seiner zweitem Amtszeit zunächst den Abstieg verhindert und anschließend den DFB-Pokal geholt. 'Seit er aus Kairo wiederkehrte, verbreitet er eine Aura orientalischen Gleichmuts, an der sämtliche psychologischen Tricks der Konkurrenz einfach abprallen. Unerschütterlich glaubte er daran, dass sein Kismet die Meisterschaft war, und nur so konnte es ihm gelingen, die namenloseste Mannschaft seit Eintracht Braunschweig 1967 zum Titel zu führen', analysierte die taz damals den Erfolg.

Seit dieser Zeit galt Feldkamp bei den Anhängern in der Pfalz als Übervater und wurde bei sämtlichen Trainerdiskussionen sofort als Kandidat gehandelt. Doch im Winter 2002 erloschen die Sympathien für den ehemaligen Meistermacher, nachdem er die Führung des finanziell und sportlich in die Krise geratenen FCK heftig kritisiert hatte und die Ablösung des bei den Fans beliebten Coaches Erik Gerets gefordert hatte. Zwar relativierte Feldkamp im Nachhinein seine Kritik, doch sein Kredit bei den Anhängern war weitgehend verspielt.

'Lieber Betzenberg als Effenberg'

Von derartigen Machtspielen blieben die Fans im Jahr 1991 noch völlig unberührt. Vielmehr zeigten Hunderttausende in Kaiserslautern ihre Kreativität im Feiern, strichen das Haus von Präsident Norbert Thines in den Vereinsfarben rot-weiß und kauften eifrig das beliebteste T-Shirt mit der Aufschrift 'Lieber Betzenberg als Effenberg'. Der Bayern-Star hatte sich zuvor bei den Pfälzern mit dem Spruch 'Die andern sind einfach zu dumm, um Meister zu werden' unbeliebt gemacht und bekam prompt die Häme zu spüren.

Dennoch kam auch aus München die Gratulation an das Team um Kapitän Stefan Kuntz: 'Sie sind zu Recht und verdient Meister geworden', sagte Coach Coach Jupp Heynckes und auch die Ehrungen ließen nicht lange auf sich warten. Feldkamp wurde zum 'Trainer der Saison' gewählt, Kuntz zum 'Fußballer des Jahres' und das Team zur 'Mannschaft des Jahres'.

1990/91: Die schwarze Kasse

Es begann mit einem offenen Brief, den Peter Karg, ehemals Schatzmeister des 1. FC Nürnberg, Ende November 1991 verfasste. Daraus ging zunächst nur hervor, dass der 'Club' in der Saison 1990/91 gleich 174.000 Mark an Schiedsrichterkosten aufgewandt hatte. Der amtierende Schatzmeister Ingo Böbel und Hans Mausser, der Schiedsrichter-Obmann, der die Unparteiischen mit Geschenken wie Trimm-Dich-Geräten betreut hatte, traten daraufhin .

Dieser kleine Skandal brachte gleich noch ein paar größere zum Vorschein. Einmal war der ruhmreiche Altmeister damals schon so hoch verschuldet, dass er beinahe finanziell kollabiert wäre. Als dann am 6. Oktober 1992 schließlich die Staatsanwaltschaft bei dem scheinbar so seriösen Böbel zu einer Hausdurchsuchung erschien, fiel eine 30 mal 40 Zentimeter große Blechkiste auf: Die war zwar graufarben, und doch nichts anderes als eine schwarze Kasse.

Die Fahnder entdeckten dazu auch noch das penibel geführte Kassenbuch und trauten ihren Augen kaum: Böbel, immerhin ein studierter Wirtschaftswissenschaftler, hatte seit der Übernahme des Schatzmeisterpostens beim 'Club' im November 1986 so gut wie keinen illegalen Trick ausgelassen. In die schwarzen Kasse steckte er die Einnahmen aus Freundschaftsspielen oder Hallenturnieren und mogelte die Beträge somit an der offiziellen Buchhaltung vorbei.

Untreue in 36 Fällen

Im November 1993 wurde Böbel wegen Untreue in 36 Fällen sowie fortgesetzter Umsatzsteuerhinterziehung angeklagt und dann ein Jahr später zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Alles in allem hatte er 800.000 Mark unterschlagen und die gleiche Summe an Steuern hinterzogen. Aus der schwarzen Kasse zahlte Böbel in erster Line Extra-Honorare an Spieler wie Manfred Schwabl oder Dieter Eckstein.

Auch sich selbst hatte Böbel übrigens bedacht. 120.000 Mark gestand er sich ab November 1986 jährlich an Spesen zu, weitere 134.000 Mark steckte er unter anderem in seine Eigentumswohnung.

     
   
     
   
     
   
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