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Magazin für Tradition, Mythos und Kultur
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  unabhängige Vereinspage über die Profimannschaft des VfB Stuttgart 1893 e.V.       11. Jahrgang

 
 
 


 
    
   Deutscher Pokalsieger

Der VfB Stuttgart wird durch ein 2:0-Sieg im Berliner Olympiastadion gegen Energie Cottbus zum dritten Male in seiner Vereinsgeschichte Deutscher Pokalsieger.

Trainer Rolf Fringer musste im Spiel gegen den Zweitligisten auf den an der Schulter verletzten Fredi Bobic verzichten, konnte aber ansonsten die Wunschelf aufbieten. Die Gäste mussten die verletzten Schneider, Hahn und Renn ersetzen.

Die Gastgeber stellten das deutlich überlegene Team, was sich auch in der Anzahl der herausgespielten Torchancen niederschlug. Probleme hatte der VfB mit dem Flügelspiel (Hagner auf der rechten, Legat auf der linken Seite), so dass fast alle erfolgversprechenden Offensivaktionen über Balakov liefen. Der Bulgare zeigte sich lautstark und trieb seine Elf an, seine Pässe fanden jedoch noch keine Abnehmer. Auf der anderen Seite rettete Franz Wohlfahrt, vor Saisonbeginn von Austria Wien an den Neckar gewechselter Keeper, mit einer Glanzparade gegen Akonnor das 0:0. Im Elfmeterschießen verwandelten alle Stuttgarter, während die Kölner Lottner und Hey an der Latte scheiterten. Die erste Pflichtaufgabe der Saison war ohne Glanz überstanden - wenige Tage später stellte sich diese Partie als Abschiedsspiel für Rolf Fringer heraus, der seinen Vertrag kündigte und als Nationaltrainer in die Schweiz wechselte.

Pokal-Dramatik pur im Olympiastadion

Eine schwerlich zu überbietende Dramatik kennzeichnete die Partie im Berliner Olympiastadion. Zunächst fing alles nach Wunsch an für den Zweitligisten, der durch Michel Dinzeys 1:0 in der 3. Minute einen Traumstart hinlegte. Schon zehn Minuten später zeichnete Matthias Hagner für den Ausgleich verantwortlich. Der VfB musste mit dem Handicap des Ausfalls von Balakov (Adduktorenverletzung) leben.

Im Vorfeld hatte die Partie ihre Brisanz aus dem Sachverhalt bezogen, dass mit Sverrisson, Dinzey, Covic, Kruse, Arnold und Trainer Röber sechs ehemalige Stuttgarter beim Zweitligisten in Lohn und Brot standen. Zu den Höhepunkten der Partie gehörten die Duelle Sverrisson/Kober contra Elber/Bobic.

Eine vermeintliche Tätlichkeit Elbers gegen Steffen Karl (63.), die von Schiri Wagner mit einem Platzverweis geahndet wurde, sorgte in der Folge für reichlich Zündstoff. Auch Soldo musste in der 78. Minute das Feld räumen (Gelb-Rot) - der VfB musste 42 Minuten in zweifacher Unterzahl Überstehen. Joachim Löw verstärkte die VfB-Abwehr mit den Einwechselungen von Herzog und Fournier - ein gelungener Schachzug, mit dem das Elfmeterschießen erreicht wurde. In diesem wurde Marc Arnold zur tragischen Figur, als er den 12. Elfmeter in den Berliner Abendhimmel jagte.

Aktivposten Thorsten Legat 

Der dritte Zweitligist nach Fortuna Köln und Hertha BSC Berlin stellte sich den Schwaben in den Weg. Die Sachsen waren mit einer strikten Defensiv-Marschroute ins Daimler-Stadion gekommen. Die Kreativkräfte des Bundesliga-Tabellenführers bekamen mit Jasarevie, Günther und Lense Sonderbewacher "auf die Füße gestellt", die deren Wirkung doch deutlich beeinträchtigten. Doch ganz auszuschalten war das "magische Dreieck" auch an diesem Abend nicht: Giovane Elber und Fredi Bobic machten "ihr" Tor und entschieden damit eine Pflichtaufgabe.

Trainer Löw musste verletzungsbedingt auf Berthold verzichten, Soldo fehlte wegen seiner Gelb-Roten Karte in der 2. Runde. Stärkster Akteur war auf der linken Mittelfeldseite Thorsten Legat, über den viele Offensivaktionen liefen

Elfmeterkönig Franz Wohlfahrt

22.500 Zuschauer im ausverkauften Dreisamstadion sahen eine tempo und abwechslungsreiche Partie mit vielen Torraumszenen. Beide Teams setzten auf Offensive, der VfB brachte die SC-Abwehr immer wieder durch Diagonalpässe in den Rücken der Verteidiger in Schwierigkeiten.

Trotz guter Möglichkeiten waren die Keeper Schmadtke und Wohlfahrt bis zum Halbzeitpfiff nicht zu bezwingen. Dann allerdings gelang Fredi Bobic ein Traumstart in die 2. Hälfte. Sein 0:1 hielt jedoch nur knapp eine Viertelstunde - Spanring, der künftige Stuttgarter, glich zum verdienten 1:1 aus. Nachdem beiden Teams kein weiterer Treffer gelang, ging es in die Verlängerung, die in Bertholds Gelb-Roter Karte (93. Minute) ihr Highlight hatte. Beide Teams mussten dem Kräfteverschleiß Tribut zollen, so dass zum dritten Mal in dieser Saison ein Elfmeterschießen die Entscheidung für den VfB herbeiführen sollte. 

Während beim VfB Verlaat, Soldo, Foda und Franz Wohlfahrt die Nerven behielten, scheiterten zwei Breisgauer: Torwart Schmadtke setzte den ersten Elfmeter über das Tor, Sutter fand in Wohlfahrt seinen Meister. Damit durfte sich der österreichische VfB-Keeper als "Matchwinner" feiern lassen.

Thomas Schneider köpft VfB nach Berlin!

Der VfB musste den gesperrten Berthold ebenso ersetzen wie die verletzten Buck und Legat. Das wirkte sich auf das Flügelspiel aus, denn Hagner und Fournier konnten von der Außenbahn keinerlei Akzente setzen. Im Zentrum agierte Krassimir Balakov gewohnt souverän und trieb die Offensivaktionen an. Nach einer Viertelstunde war es der bulgarische Spielmacher, der einen Freistoß gekonnt in die Maschen des HSV-Tores setzte. Der HSV suchte aber weiter den offenen Schlagabtausch und kam nur vier Minuten später durch Jürgen Hartmann zum Ausgleich. Der Ex-Stuttgarter hatte nach einer Ecke per Kopf getroffen und damit eine Unachtsamkeit der VfB-Hintermannschaft ausgenutzt.

Der HSV beherrschte - abgesehen von der letzten Viertelstunde der 1. Halbzeit - zumeist das Spielgeschehen. Chancen ergaben sich auf beiden Seiten, wobei die des VfB aus Standardsituationen resultierten. Bezeichnenderweise fiel denn auch das 2:1 nach einer Ecke Balakovs, die Thomas Schneider in der 60. Minute einköpfte.

Nun drückte der HSV noch stärker, dem VfB boten sich Konterchancen, von denen Schneider und Bobic die größten vergaben. Die Abwehr der Schwaben stand aber sicher, so dass sich die HSV-Stürmer die Zähne ausbissen. Nach einer gelb-roten Karte für den Hamburger Ivanauskas musste in der Schlussminute auch Thomas Schneider mit "Rot" vom Feld, die Sperre galt aber wettbewerbsübergreifend. Die Fahrt nach Berlin durfte der "Shooting-Star" der Saison also mitmachen!

Elbers Abschied der Extraklasse 

Drei Zweitligisten und zwei Erstligaklubs hatte der VfB auf dem Weg nach Berlin aus dem Wege geräumt - ausgerechnet im Finale traf der VfB mit Energie Cottbus auf einen Amateurklub. Die Lausitzer hatten im Verlauf des Wettbewerbes mit den Stuttgarter Kickers, VfL Wolfsburg, MSV Duisburg, FC St. Pauli und dem Karlsruher SC gleich fünf höherklassige Vereine eliminiert und sich den Ruf des Pokalschrecks erworben. Trainer Eduard Geyer setzte auf eine physisch starke Elf, deren Stützen mit Libero Hoßmang und den Manndeckern Benken und Melzig im Defensivbereich standen.

Durch die Pokalerfolge und den eine Woche vor dem Finale besiegelten Zweitliga-Aufstieg schwammen die Cottbuser auf einer Welle der Euphorie. Mit dem Aufstieg war die "Pflichtaufgabe" erfüllt worden, der Pokal konnte als Kür angesehen werden. Die robusten Abwehrspieler Hoßmang, Benken und Melzig, die mit ihrem rustikalen Einsteigen im Spiel gegen Hannover 96 für Aufsehen gesorgt hatten, bekamen die Aufgabe, möglichst lange ein 0:0 zu halten, um den VfB nervös werden zu lassen.

Wer vom VfB in diesem Finale ein spielerisches Feuerwerk erwartet hatte, sollte schnell eines besseren belehrt werden. Die Schwaben erspielten sich von Beginn an ein klares Übergewicht, ohne zu zwingenden Torchancen zu kommen. Geduldig warteten die Löw-Schützlinge darauf, dass sich in der Energie-Abwehr Lücken auftun würden, um diese auszunutzen. Und dies geschah denn auch: In der 18. Minute drehte Krassimir Balakov einen Eckball in den Strafraum, Giovane Elber stieg am höchsten und wuchtete das Leder zum 1:0 in die Maschen! Ausgerechnet der zum FC Bayern wechselnde Brasilianer, um den es im Vorfeld wegen einiger kritischer Äußerungen in Richtung Vereinsführung Diskussionen gegeben hatte.

Nach dem 1:0 hatten die Stuttgarter das Spiel bis zur Halbzeit sicher im Griff. Im Mittelfeld drehte Regisseur Balakov wie gewohnt am Schwungrad - sein Sonderbewacher Willi Kronhardt konnte den Aktionsradius des Bulgaren in keiner Phase einengen. Sehr wirkungsvoll agierte einmal mehr Zvonimir Soldo, der Balakov einerseits den Rücken freihielt, andererseits in der Defensive entstehende Löcher stopfte.

Nach dem Seitenwechsel kamen die Cottbuser mit neuem Mut aus der Kabine und mühten sich, den Ausgleich zu erzielen. In der 50. Minute die größte Chance der Geyer-Elf. Routinier Detlef Irrgang ließ mit einer geschickten Körpertäuschung die gesamte VfB-Abwehr ins Leere laufen, stand plötzlich allein vor Franz Wohlfahrt - scheiterte aber am glänzend reagierenden VfB-Keeper.

 

 Keine zwei Minuten später setzte Balakov im Mittelfeld zu einem Solo an, Kronhardts Rettungsaktion landete genau bei Giovane Elber, der noch einige Schritte lief und den Ball dann am herauslaufenden Wehner vorbei zum 2:0 ins Cottbuser Netz schlenzte. Die Entscheidung!

Der VfB beherrschte in der Restspielzeit jederzeit das Geschehen, ohne sich völlig zu verausgaben. Die Cottbuser Offensivkräfte blieben mit Ausnahme Irrgangs chancenlos gegen die souveräne Hintermannschaft der Schwaben. Die Glanzpunkte setzten aber wieder Krassimir Balakov und Giovane Elber als Antreiber und Vollstrecker. Zwei Drittel des" magischen Dreiecks" wurden erneut zu den Spielgewinnern, lediglich Fredi Bobic stand deutlich im Schatten seines Gegenspielers Jens Melzig und kam überhaupt nicht zur Entfaltung.

20.000 Stuttgarter Fans feierten um 21.00 Uhr ihre Helden, als Bundespräsident Roman Herzog dem VfB-Kapitän Frank Verlaat den Pokal überreichte. Nach 39jähriger Abstinenz feierten die Anhänger den dritten Pokalsieg ihres Klubs nach 1954 und 1958. Die Pokalfeier im Hotel "Esplanade" war geprägt von ausgelassener Siegesfreude, sie war ein glanzvoller Abschluss einer Saison, die nach all den Enttäuschungen der letzten Jahre eine spielerisch hochstehende VfB-Elf erlebt hatte, die lange Zeit um die Meisterschaft und den Pokal mitspielte. Der Pokal wurde geholt, die Meisterschaft ist das Ziel für die Zukunft.

     
     
   
     
   
     
   
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