Der VfB Stuttgart wird unter Trainer Christoph Daum zum vierten
Male Deutscher Meister - in letzter Minute durch einen 2:1-Sieg in
Leverkusen. Das Siegtor köpft Guido Buchwald.
Die
Stuttgarter hatte vor Saisonbeginn niemand auf der Rechnung, als es
darum ging, den kommenden Meister vorherzusagen. Kein Wunder:
Karl Allgöwer hatte seine Laufbahn beendet, als Ersatz wurde kurz
vor Saisonbeginn der hierzulande unbekannte Slobodan Dubajic von
Proleter Zrenjanin verpflichtet. Trainer Christoph Daum, der im
November 1990 die Nachfolge Willi Entenmanns angetreten hatte, eilte
zwar aus seiner Kölner Zeit der Ruf eines Motivationskünstlers
voraus, doch seine Zielsetzung war zunächst nur die Qualifikation
für den UEFA-Cup. Vollmundige Prognosen waren nicht zu vernehmen aus
Bad Cannstatt.
Der Start schien die abwartende Haltung zu
bestätigen: Beim Aufsteiger MSV Duisburg gab es gleich eine
0:1-Niederlage. Ein glücklicher 1:0-Erfolg über den KSC durch ein Tor
Fritz Walters war auch noch nicht dazu angetan, großen Optimismus zur
Schau zu tragen. Nach dem 1:1 in Bremen wurde jedoch ein
Leistungsaufschwung deutlich, der den VfB in die Spitzengruppe
vordringen ließ. Und am 10. Spieltag, nach dem 4: 1-Sieg über den
amtierenden Meister 1. FC Kaiserslautern, stand der VfB plötzlich auf
dem "Platz an der Sonne". Mit 1:5Punkten in den nächsten drei Spielen
nahm sich die Daum-Elf aber prompt ihre kleine Krise. Von den zehn
Spielen bis zur Winterpause ging nur noch eines verloren (0:1 gegen
Gladbach), so dass mit 28:16-Punkten ein guter 3. Platz unter dem Strich
stand.
Auch der Auftakt zum zweiten Saisonabschnitt ging
daneben: Beim FC Hansa Rostock mussten sich die Daum-Schützlinge eine
0:2-Niederlage abholen. Dem VfB fehlten an der Ostsee vor allem
Spritzigkeit und Einsatzwillen.
Mit
der Empfehlung von 12:2-Punkten in sieben unbesiegten Spielen reiste der
VfB am 4. April ins Frankfurter Waldstadion zur punktgleichen und damit
ebenfalls um den Titel kämpfenden Eintracht. Mit Sammer und Buchwald
fehlten zwei wichtige Stützen des VfB-Spiels, die Marschroute war daher,
zunächst das Frankfurter Mittelfeldgespann Bein/Möller auszuschalten.
Kastl brachte den VfB in der 45. Minute in Führung, Sippel glich für die
Hessen zum alles in allem verdienten 1:1 Endstand aus. Der
Führungswechsel vollzog sich dann am 32. Spieltag: Während die Eintracht
nur 1: 1 in Gladbach spielte, setzte sich der VfB dank eines 2:0 gegen
den 1. FC Nürnberg an die Spitze. Überragender Mann war einmal mehr
Sammer, der auch beide Tore erzielte. Eine 0:1-Niederlage beim FC Bayern
folgte, bei der Schäfer zudem noch die rote Karte sah.
Am 34. Spieltag gewann der VfB das Schlagerspiel gegen Borussia Dortmund
vor 68. 000 Fans mit 4:2. Nach diesem hochklassigen, packenden Spiel
waren Frankfurt, Stuttgart und Dortmund punktgleich! Siege im Derby bei
den Kickers (3: 1) und in Gladbach (1:0) und ein mageres 1: 1 gegen
Wattenscheid 09 waren die nächsten Ergebnisse - mit 50:24-Punkten ging
es auf die letzte Etappe nach Leverkusen. Wiederum dieselbe Punktzahl
wiesen Frankfurt und Dortmund auf, wobei Frankfurt eine Tordifferenz von
+36, der VfB +29 und Dortmund +18 verzeichnete. Der 38.
Spieltag brachte ein hochdramatisches
Herzschlagfinale. Dortmund führte ab der 9. Minute in Duisburg, damit
war klar, dass Frankfurt und Stuttgart auch gewinnen mussten. Der VfB
geriet durch Krees Handelfmeter in Leverkusen in Rückstand (20.), kurz
vor dem Halbzeitpfiff glich Fritz Walter per Foulelfmeter aus.
Die endgültige Entscheidung fiel in den
Schlussminuten: 79. Minute in Leverkusen: Sammer erhält die Rote Karte;
86. Minute in Leverkusen: Kögl flankt auf Buchwald, der Nationalspieler
köpft den Ball zum 2:1 in Vollborns Gehäuse. Damit wäre der VfB Meister!
Kurz darauf ist er es, in Rostock erzielt Hansa das 2:1-Siegtor gegen
Frankfurt und lässt ganz Stuttgart in einem Freudentaumel versinken.
Folgende 19 Spieler waren am vierten Titelgewinn
beteiligt:
Slobodan Dubajic, Michael Frontzeck, Maurizio
Gaudino, Eike Immel, Fritz Walter (je 38 Spiele), Guido Buchwald (37),
Matthias Sammer, Uwe Schneider (je 33), Eyjölfur Sverrisson (31),
Andreas Buck (30), Günther Schäfer (28), Alexander Strehmel (25),
Manfred Kastl (24), Ludwig Kögl (16), Marc Kienle, Jürgen Kranmy (je
10), Nils Schmäler (6), Thomas Schneider (2) und Michael Mayer (1). |