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Magazin für Tradition, Mythos und Kultur
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  unabhängige Vereinspage über die Profimannschaft des VfB Stuttgart 1893 e.V.       11. Jahrgang

 
 
 


 
    

EIN BLAUER WURDE ROT

VON UNBEKANNT (06/92)

Zu Walter Kelschs Zeiten beim VfB gehörte so etwas wie auf dem Rückflug von Bremen nach Stuttgart fast zur Tagesordnung: 

Ein bisschen Spaß muss sein. Man hatte, was in Bremen ja bekanntlich nicht so oft vorkommt, gegen Werder gewonnen, und Kelsch und Roland Hattenberger, der "Spezialist" für solche Fälle, banden im Flugzeug die Schlaufen der Lederjacke des vor ihnen sitzenden Trainers Buchmann zusammen. Einer von beiden ging nach vorne und ließ den damaligen VfBTrainer ausrufen, und Buchmann zuckte und zappelte und hing gefesselt im Sitz, sehr zur Gaude seiner Spieler, die ihm, so Kelsch, im Trainingslager im Hotel Monrepos auch schon mal den Salzstreuer öffneten und ähnliche Scherze mehr. "Ob´s heute so etwas noch gibt", fragt sich Walter Kelsch und weiß natürlich, dass sich die Zeiten geändert haben: "Heute ist im Profifußball alles sachlicher und unterkühlter geworden", sagt Kelsch, aufgrund der starken Medienpräsenz seien die Spieler fast ständig unter Beobachtung. "Und vielleicht war es von Vorteil, dass fast alle Spieler aus der Umgebung kamen." Kelsch war ein Individualist am Ball, aber, wie er betont, nicht ohne sich in die Mannschaftsdisziplin einzufügen. Fußball machte ihm in erster Linie Spaß, Fußball und das rundherum. Bei Jahn Büsnau hatte er angefangen. Von seinem Talent bekamen die Stuttgarter Kickers Wind, in Degerloch hatte Kelsch die ersten Erfolge, was sich freilich nicht immer in barer Münze auszahlte. 

Es war die Zeit der gähnend leeren Kassen bei den "Blauen", und Walter Kelsch, der auch im Erzählen ein wahrer Unterhaltungskünstler ist, schildert anschaulich die Situation, wenn der legendäre Ex?Präsident "Papa" Queissner vor die Mannschaft treten und mit Trauer in der Stimme verkünden musste: "Bube', heut' gibt's noch mal koi Geld." Als Entschädigung packte dann der Gastronom des Mannschaftsquartiers eine Wurst mehr als sonst üblich ein. 1977 wechselte Kelsch von den Kickers zum VfB.

"Ich habe drei Trainer erlebt", sagt er im Blick zurück, "Sundermann, Buchmann und Benthaus, es waren sieben absolut erfolgreiche Jahre. Dafür bin ich heute noch sehr , sehr dankbar." Kelsch wurde einer der besten Stürmer der Liga. Er brachte es auf 202 Spiele, 51 Tore und schließlich auch auf vier Einsätze in der Nationalmannschaft. 1984, nach der Meisterschaft, wollte er etwas Neues erleben. Er spielte für Racing Straßburg. Danach verbrachte er zwei Jahre beim FC Homburg, wo er sich spaßeshalber schon mal als Auslaufmodell" bezeichnete, und hängte dann noch ein Jahr in Griechenland an: Bei Panathinaikos hatte er unterschrieben, aber für Apollon Athen musste er spielen. Nach dem Ende der aktiven Karriere trainierte er noch zwei Bezirksligisten (Plattenhardt und Besigheim), aber mittlerweile betätigt er sich fußballerisch nur noch bei Einsätzen in der VfB-Traditionsmannschaft oder in Prominenten-Teams wie dem von Dieter Burdenski. 

Beruflich? Walter Kelsch hat sich zum Versicherungskaufmann und zum Vermögens- und Anlageberater ausbilden lassen. "Es hat schon viel Überwindung gekostet, sich noch mal auf die Schulbank zu setzen", sagt der heute 45jährige. Aber jetzt arbeitet er in Stuttgart mit zwei Firmen im Finanz-Dienstleistungsbereich. Walter Kelsch blickt auf seine Zeit beim VfB zurück: Man habe einige Nationalspieler hervorgebracht, aber national und international sei der erhoffte große Durchbruch nicht gelungen. "Es ist leider versäumt worden, im richtigen Moment zu investieren", sagt Walter Kelsch, und das sei auch die Meinung der Kollegen von der Meistermannschaft 1984 gewesen, als man sich vor zwei Jahren zum zehnjährigen Titeljubiläum im "Kachelofen" traf. 

Walter Kelsch zur Situation heute: Der VfB müsste weitere Erfolgs- und Führungstypen wie Verlaat, Balakov und Boboc holen, "die bringen vom Können und von der Mentalität her alles mit". Dann könnte es wieder eine schöne Zeit werden auf dem Wasen.

(1996)

     
   
     
   
     
   
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