
Zum letzten Mal läuft Zvonimir Soldo heute bei einem Heimspiel im VfB-Trikot
auf. Am kommenden Samstag schließt sich dann der Kreis nach zehn Jahren
Bundesliga. In der Arena „Auf Schalke“ spielt der VfB gegen den FC Schalke 04.
Gegen jenen Verein, gegen den Zvonimir Soldo am 17. August 1996 auch sein erstes
Bundesligaspiel für den VfB bestritt. Mit einem 4:0-Heimsieg startete Zvonimir
Soldo in seine Bundesliga-Karriere. Damals spielte Zvonimir Soldo beispielsweise
mit Thorsten Legat, Hendrik Herzog oder Gerhard Poschner zusammen, von denen
heute längst keiner mehr in der Bundesliga am Ball ist. Und gleich in seiner
ersten Saison gewann der damals 28-Jährige durch den 2:0-Sieg im Finale gegen
Energie Cottbus den DFB-Pokal. Durch sein außergewöhnliches Stellungsspiel,
seine Ruhe und seine Übersicht wurde Soldo bereits nach den ersten Spielen zu
einem unverzichtbaren Bestandteil des VfB-Teams. Mit begeisterndem
Offensivfußball spielte sich die Mannschaft von Jogi Löw damals in die Herzen
der Fans, nicht nur in Stuttgart, sondern deutschlandweit. Es war die
Geburtsstunde des „Magischen Dreiecks“ mit Krassimir Balakov, Fredi Bobic und
Giovane Elber. Doch die Offensivkünstler hätten nicht so glänzen können, wenn
ihnen der Mann mit der Nummer 20 nicht den Rücken freigehalten hätte. Schon
damals war sein häufigstes Kommando auf dem Platz „Zeit“.
In der Ära der „Jungen Wilden“ war Zvonimir Soldo der
verlängerte Arm von Trainer Felix Magath und begleitete Timo Hildebrand, Andreas
Hinkel, Kevin Kuranyi, Alex Hleb und Co. auf deren Weg von Nachwuchsspielern zu
etablierten Profis und Nationalspielern. Vor 19 Jahren, mit gerade einmal 19
Jahren, unterschrieb Soldo seinen ersten Profivertrag. Anfangs war er auch an
der Universität Zagreb im Fach Jura eingeschrieben, doch die Anforderungen des
Profifußballs ließen es schon bald nicht mehr zu, gleichzeitig zu studieren. Als
Double-Gewinner mit Croatia Zagreb kam Soldo 1996 nach Stuttgart. Zunächst
unterhielt er sich auf englisch mit seinen Mannschaftskollegen, doch bereits
nach einem halben Jahr konnte er sich auf deutsch mit den Mitspielern
verständigen. Auch wenn Soldo während der gesamten zehn Jahre nie als großer
Redner in Erscheinung trat, so hatte sein Wort stets großes Gewicht. Innerhalb
der Mannschaft und auch innerhalb des gesamten Vereins. Ohne seine Familie kann
man sich den Familienmenschen Zvonimir Soldo kaum vorstellen. Seit seinen
Anfängen im VfB-Trikot wohnt Zvoni mit seiner Frau Tanja im Remstal. Mit ihr und
den drei Söhnen Matija, Filip und Nikola hat der 38-Jährige vor den Toren
Stuttgarts eine zweite Heimat gefunden.

Nicht unbedingt selbstverständlich, aber ein gutes Beispiel
für seine vorbildliche Berufsauffassung ist die Tatsache, dass es für Zvonimir
Soldo quasi keine freien Tage gab. Auch wenn kein Mannschaftstraining auf dem
Programm stand, war er regelmäßig am Clubzentrum anzutreffen und drehte alleine
seine Runden um die Trainingsplätze. Zvonimirs Begründung: „Ich weiß am Besten,
was gut für meinen Körper ist.“ Belohnung für diese nicht alltägliche
Einstellung: Der Kapitän musste nur selten wegen Verletzungen passen und
versäumte im Schnitt pro Bundesligasaison nur vier von 34 Spielen. In seinen
zehn Bundesligajahren sah Zvonimir Soldo nie die rote Karte und musste nur
zweimal vorzeitig mit der gelb-roten Karte zum Duschen. Besonders bemerkenswert
für einen defensiven Mittelfeldspieler, der in jedem Spiel hundertprozentigen
Einsatz abgeliefert hat. Mit 300 Bundesligaspielen setzt sich Zvonimir Soldo an
die fünfte Stelle der VfB-Rekordspieler - hinter Karl Allgöwer (338), I Günther
Schäfer (331), Guido Buchwald (325) und Hermann Ohlicher (318). Damit ist
Zvonimir Soldo der ausländische Spieler mit den meisten Bundesligaeinsätzen im
Trikot mit dem Brustring. Zweiter in dieser Rangliste ist sein langjähriger
Mannschaftskollege Krassimir Balakov, der 263 Mal in der Bundesliga für den VfB
auflief. Im gegnerischen Strafraum war Zvonimir Soldo naturgemäß nicht häufig
anzutreffen – abgesehen natürlich von Standardsituation, bei denen er wegen
seiner Kopfballstärke stets für Alarmbereitschaft bei den gegnerischen
Abwehrspielern sorgte. 15 Mal konnten die VfB-Fans einen Bundesligatreffer des
scheidenden Kapitäns bejubeln. Unvergessen sicherlich der Kopfballtreffer im
Gottlieb-Daimler-Stadion gegen Borussia Dortmund in der Saison 2002/03, der den
Weg zur Vizemeisterschaft und damit zur direkten Qualifikation für die UEFA
Champions League ebnete. Rückblickend wird die Zeit von 1996 bis 2006 beim VfB
Stuttgart sehr eng mit dem Namen Zvonimir Soldo verknüpft sein. DFBPokal- Sieg,
Europapokalfinale, Abstiegsangst, Vizemeister und Champions League – Zvonimir
Soldo hat alle Höhen und Tiefen mitgemacht und damit einen Platz in der „Hall of
Fame“ des VfB sicher.
Zvonimir Soldos internationale Erfolge
Doch nicht nur mit dem VfB war Zvonimir Soldo erfolgreich,
auch mit seinem früheren Verein Croatia Zagreb gewann er drei Titel.
1994
stemmte Soldo den kroatischen Pokal in die Höhe und zwei Jahre später gewann er
das kroatische Double, ebenfalls mit Croatia Zagreb.
Nach
insgesamt 61 Länderspielen und zwei Weltmeisterschafts- sowie zwei
Europameisterschaftsteilnahmen beendete er nach der WM 2002 in Japan und
Südkorea seine internationale Karriere. Bereits nach der Gruppenphase stand in
Japan das Aus fest. Eine große Enttäuschung, nachdem das kroatische Team bei der
Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich einen überragenden dritten Platz belegte.
Im Viertelfinale gewann die Elf von Trainer Miroslav Blazevic mit 3:0 gegen
Deutschland. Neben Zvonimir Soldo, der Icke Häßler zum Statisten degradierte,
standen in der vielleicht besten kroatischen Mannschaft mit Davor Suker, Mario
Stanic, Zvonimir Boban, Robert Prosinecki und Goran Vlaovic weitere
internationale Topstars. Im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Frankreich
verloren die Kroaten denkbar knapp mit 1:2. Im kleinen Finale wurde Holland mit
2:1 bezwungen und damit der größte Triumph des kroatischen Fußballs gefeiert.
Wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil des Teams war Zvonimir Soldo. So
verwunderte es auch nicht, dass vor jedem weiteren wichtigen Turnier der
kroatische Nationalcoach ihn zu einem Comeback überreden wollte, doch Soldo
blieb seinem Entschluss stets treu.
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