LOS KOMMT ER NIE
VON BRUNO BIENZLE (06/92)
Zweimal
ist Horst Köppel vom VfB weggegangen, 1968 und 1973. Beide Male gerieten
sich der VfB und Borussia Mönchengladbach darüber in die Haare. Und doch
ist der Vollblutfußballer, der sich heute als Trainer so reinkniet wie
früher als Stürmer, nie ganz vom VfB losgekommen. "Mein Herz hängt immer
noch am VfB", sagt er ohne Umschweife. Das war nach einer Meisterschaft
auf dem Bökelberg nicht anders als nach dem Sieg im DFB-Pokal mit
Borussia Dortmund, seinem bisher größten Erfolg als Trainer.
Mit Sentimentalität oder gar Heimweh hat das nichts
zu tun. Wohl aber damit, dass er auf dem Wasen angefangen hat, den
großen Fußball zu erleben. Zuerst als Fan in der Cannstatter Kurve, mit
der Fahne in der Hand und - nach Niederlagen - auch mal mit Tränen in
den Augen.
Ein paar Jahre später - das Talent von FV
Zuffenhausen, Torjäger in der DFB-Schülerelf, hatte ganz zwangsläufig in
die VfB-Jugend gefunden, stürmte das flinke "Horschtle" - selbst in die
Herzen der Fans. Helmut Schön holte ihn in die Nationalmannschaft
(sieben seiner elf A-Länderspiele fallen in seine VfB-Zeit), und Hennes
Weisweiler erkannte in ihm die ideale Ergänzung für seine
himmelstürmenden "Fohlen vom Bökelberg".
So zog er dann mit Frau Edith, die aus Cannstatt stammt, nach
Mönchengladbach, kehrte drei Jahre später zurück, um nach zwei
Spielzeiten erneut den Erfolg, Gage und Prämien am Niederrhein zu
suchen. Dort sind auch die drei Kinder geboren und heimisch geworden.
Irgendwie scheinen aber die Wurzeln von Horst Köppel fest im
schwäbischen Boden zu ruhen.
In Aurich bei Vaihingen/Enz hat er sein Haus, das die
Eltern samt Einliegerwohnung, die er für sich und seine Familie
reserviert hat, hüten. Nach Stuttgart führt ihn regelmäßig die alte
Freundschaft mit Klaus Sieloff, dem Mitstreiter aus hiesigen und
Mönchengladbacher Tagen. Und hierhin zieht es ihn von Zeit zu Zeit, wenn
die VfB-Traditions-Mannschaft ruft.
Da sollte sich niemand wundern, wenn eines Tages der
ersten Rückkehr als Spieler eine zweite folgt, diesmal als Trainer. Dass
ihn diese Aufgabe reizen würde, mag Horst Köppel gar nicht verhehlen.
"Stadion, Umfeld und Hinterland stimmen. Es gibt wenige Vereine in der
Bundesliga, die solche Voraussetzungen bieten", zählt er alle jene
Faktoren auf, die für eine erfolgreiche Arbeit wichtig sind. Und der
Horst Köppel wäre sich nicht treu geblieben, wenn ihm dazu nicht der
passende Spruch einfiele: "Ich hab' ja noch was offen hier. Als Spieler
bin ich zweimal weggegangen, um Meister und UEFA-Pokalsieger zu werden.
Der umgekehrte Weg wär doch auch nicht schlecht ... "
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