Seite [zurück]
Magazin für Tradition, Mythos und Kultur
  Seite [vor]
     
   
 
  unabhängige Vereinspage über die Profimannschaft des VfB Stuttgart 1893 e.V.       11. Jahrgang

 
 
 


 
    

WELTMANN VOM WASEN

VON MARTIN HÄGELE (06/92)

Man braucht schon etwas Glück, Hansi Müller am Telefon zu erwischen. Den Chef von Hansi Müller Marketing, so heißt die Agentur, die er im Januar'92 gegründet hat. Alles nicht mehr so einfach wie früher, als Hansi Müller noch Angestellter war: beim VfB Stuttgart ('75?'82), bei Internazionale Mailand ('82/'83), in Como ('83/'84) in Innsbruck bei Swarowski (bis'91).

Hansi Müller erzählt von der idealen Verkehrslage in Holzkirchen. So schön das Leben in Innsbruck war, aber was die Flugverbindungen betrifft, liegt die Tiroler Metropole am Ende der großen Welt. "Allein 10 000 Kilometer pro Jahr zwischen Innsbruck und Riem, und jetzt beim neuen Flughafen in Erding wären da bei jeder Tour noch mal 80 Kilometer - mehr gewesen", das war dem Vielflieger und Jung?Unternehmer dann doch zu viel Streß auf der Straße. Also heim nach Deutschland. Holzkirchen. Warum nicht ganz heim, an den Neckar, Hansi? "Nach zehn Jahren im Ausland tut man sich schwer, sich wieder in der alten Welt einzuordnen. Man hat seinen eigenen Rhythmus gefunden", sagt Hansi, er habe nur noch zu wenigen Leuten in Stuttgart Kontakt.
Hansi ist ein Großer im Fußball. Ein Hombre del mundo. Ein Weltmann. Er parliert italienisch perfekt, englisch sehr gut, spanisch relativ fließend, um im französischen richtig drin zu sein, braucht er ein paar Stunden Anlauf. Und im deutschsprachigen Raum variiert er. Sicher, der schwäbische Akzent schlägt immer wieder durch, aber die Münchner kriegen ein paar bayerische Idioms eingestreut, und die Österreicher bekommen den Dialekt, den sie wollen. 

Meistens beginnt Hansi seine Gespräche eh mit einem Witz. Heute mal kein Witz, bleiben wir ernst, reden wir vom VfB.

"Heute bin ich Sympathisant des VfB," sagt Hansi, "ich seh' da vieles distanzierter." Aber erst dieser erweiterte Blickwinkel habe ihm geholfen, seine Stuttgarter Vergangenheit richtig zu sehen. Sportlich gesehen war die Zeit beim VfB Hansis schönste. "Doch erst mit der Distanz ordnet man das Außergewöhnliche richtig ein", sagt Hansi. "Damals steckten wir so intensiv mitten drin, wir haben gar nicht registriert, was da so Besonders war."
Der Aufstieg aus der Zweiten Liga. Die Fußball-Festivals im Neckarstadion. Und er als Publikumsliebling. Sein Aufstieg zum Nationalspieler. 42 mal für Deutschland, Europameister, Vizeweltmeister. "Komisch", sagt Hansi, "nachdem ich weg war aus Stuttgart, war auch meine Nationalmannschaftskarriere vorbei." Neulich hat er sich mit dem alten Kollegen Hermann Ohlicher unterhalten, wie verrückt diese Zeit war.
Der Trainer: "Wenn beim Jürgen Sundermann ein Schuh offen war, dann sind zwanzig Mann gleichzeitig gesprungen, um dem die Schnürsenkel zu binden", sagt Hansi.

Oder die Taktik. "Wir haben Harakiri-Fußball gespielt. Daheim haben wir alles niedergerannt - auswärts haben wir den lieben Gott gebraucht. Wir konnten unseren Stil nicht umstellen, wir kannten ja keine Taktik. Wir haben auch im Training nie taktiert, da gab es nur eins: immer voll drauf."
Noch heute lachen sich die alten Hasen kaputt, wenn Hansi Müller nach Prominentenspielen von seinen Tagen als junger VfB-Hüpfer erzählt. Denn Hansi spielt viel. Stammspieler in der Weltauswahl, bei den Alt-Internationalen, in der Burdenski-Truppe, für eine Sparkasse, locker 35 Einsätze in einer Saison". Und was auffällt dabei: Hansi Müller ist körperlich besser in Schuss als mit 20 im Neckarstadion, wo man ihn als schwäbische Antwort auf Wolfgang Overath gefeiert hat.

Doch es hat auch seine Zeit gebraucht, bis Hansi Müller diese Lockerheit gefunden hat, die ihn zum Ideal-Typen eines Repräsentanten gemacht hat. Hansi haderte lange mit seinem kaputten Knie. Ein Andenken an die Bundesliga, für Hansi der Grund, warum er bei Inter Mailand nicht richtig zum Zug kam und in die Fußballprovinz zu Como abgeschoben wurde. Und dass einer wie er außer dem Titel Europameister keinen Meister in seiner Visitenkarte aufführen konnte, das wurmte ihn fürchterlich. Hansi Müller musste fast 32 Jahre alt werden, ehe er beim FC Tirol endlich Champion und so etwas wie der deutsche Alpenkönig von Österreich wurde. Möglicherweise holt er seinen nächsten Titel in neuer Funktion. Es fehlt nicht an Angeboten von Klubs, die den früheren Weltklassespieler gerne als Manager verpflichten wollen. Auch aus der Bundesliga.
"Irgendwie reizt mich das schon", sagt Hansi "aber dann wäre die schöne Unabhängigkeit weg." 

Die Unabhängigkeit des Vielfliegers, Fernseh-Kommentators, Kolumnisten, Repräsentanten, Marketingmenschen, ewigen Nationalspielers und Familienvaters aus zur Zeit 8150 Holzkirchen, Bayern, verkehrsgünstig an der Autobahn

     
   
     
   
     
   
     Unterstützt wird HefleswetzKick von:  
     
 
     
 
 
   
 
 
Aktuelles ........................................... [weiter]   Statistik ...................................... [weiter]
Nachrichten Ergebnisse, Tabellen, ..     Zahlen, Daten Fakten, ...  
Teams ............................................... [weiter]   Stadion ....................................... [weiter]
Fotos, Berichte, Geschichte, ...     Geschichte, Ereignisse, ...  
Personen .......................................... [weiter]   Fanzone ...................................... [weiter]
Datenbanken, Fotos, Geschichten, ...     alles für den VfB Stuttgart Fan  
Chronik ............................................. [weiter]   Download ................................... [weiter]
Zeitgeschichte, Dokumente, ...     für zu Hause  
 
 
  HefleswetzKick | Michael Holzschuh | Weilbachweg 9 | 82541 Münsing | Telefon: 08177-997267 | E-Mail | Internet |
Inhaltlicher Verantwortlicher gemäß § 55 Abs. 2 RStV: Michael Holzschuh (Anschrift wie nebenstehend)