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Magazin für Tradition, Mythos und Kultur
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  unabhängige Vereinspage über die Profimannschaft des VfB Stuttgart 1893 e.V.       11. Jahrgang

 
 
 


 
    

DIE ZWEI AUS SCHWARZACH

VON HORST WALTER (06/92)

Als die Brüder Bernd und Karlheinz Förster die ersten Werbeprospekte zu ihrem eigenen Buch sahen, stoppten sie die Auslieferung. "Das ist uns viel zu großkotzig", sagten die beiden und verlangten die Änderung des Buchtitels. Und so wurden in letzter Sekunde die Plakate zu dem Förster Buch "An uns kommt keiner vorbei" eingestampft - und auf dem Markt erschien wenig später ein Förster Buch mit geändertem Cover. Neuer Titel "Die Zwei aus Schwarzach".

"Die Zwei aus Schwarzach" passte besser zum Image der Zwei aus Schwarzach. Denn obwohl sie auf dem Spielfeld zur Sache gingen, dass die Fetzen flogen, beurteilte man sie im Privatleben erstaunlicherweise ganz anders: Brav, nett, bodenständig, familienbezogen, heimatverbunden. Selbst die seriöse Frankfurter Allgemeine Zeitung versuchte das neue Modewort "Heimat" am Beispiel der beiden Fußballer zu erklären - und zählte im Jahre 1986 Pferde (125), Rinder: (1330) und Schafe (278) der Förster-Gemeinde Schwarzach. Und sie fand unter 2801 Einwohnern keinen, der den Förster-Brüdern etwas Schlechtes nachsagen konnte.

Denn trotz des Aufstiegs der Söhne eines Maurermeisters zu Millionären in der Fußball-Branche, sind die beiden auf dem Teppich geblieben. Und weil man andere Weltmeister, Vize-Weltmeister, Europameister und Deutsche Meister kennt, weiß man, dass dies nicht einfach ist - und wahrscheinlich zeichnet dies die Förster-Brüder in der Öffentlichkeit noch mehr aus als der unbändige Einsatz im Training und auf dem Spielfeld. "Ich habe trainingsfaule Spieler nie verstehen können. Wir wurden doch alle gut bezahlt und dafür musste man doch auch gute Arbeit leisten", sagt Karlheinz Förster.

Die Einstellung ist typisch für einen Musterprofi aus dem Hause Förster. Und zwei wie sie ärgert es noch heute, dass sie mit dem VfB Stuttgart nicht mehr erreicht haben - damals nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1984. "Wir hatten eine Super-Mannschaft, nur leider kein professionelles Umfeld", sagt Bernd Förster - und sein Bruder sieht mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Möglichkeiten, die sich nach dem Titelgewinn 1992 eröffneten. "Mit Trainern wie Daum oder Haan und einem Manager wie Hoeneß hätten wir uns damals in der europäischen Spitze etablieren können", sagt Karlheinz Förster, der der damaligen Führungsriege vorwirft, die Zeichen der Zeit verschlafen zu haben. "Wir haben Fußballer wie Klaus Fischer oder Tscha-Bum oder Uli Stielike vom VfB überzeugt - und dann wurden sie vom VfB abgelehnt, weil sie angeblich zu alt waren."

"Die Zwei aus Schwarzach" wollten immer das Optimale - und so können sie auch die Frage nicht verstehen, ob ihnen denn tatsächlich eine Deutsche Meisterschaft mehr irgendetwas eingebracht hätte. "Man will doch immer gewinnen, wenn man Fußball spielt", sagt Bernd Förster verständnislos. Wir haben jetzt mehr gedacht, ob ihnen so ein Meistertitel damals für ihr berufliches Leben danach mehr gebracht hätte? "Ach so - nein, das natürlich nicht", sagt er. Das berufliche Leben der Förster - Brüder heute. Karlheinz ist Repräsentant bei Adidas, Bernd selbständiger Kaufmann als Besitzer einer Auto-Waschanlage in Deizisau und als Investor bei einer großen Tankstelle.

Beide sind erfolgreich - auch in diesem Lebensabschnitt. "Wer gradlinig im Fußball war, ist auch gradlinig im Beruf", sagt Bernd Förster, und Karlheinz Förster sagt, dass die Fußballer-Karriere natürlich auch Grundstock für den beruflichen Aufstieg war. "Wir haben die richtigen Leute kennen gelernt - und wir haben einen Namen, mit dem wir heute noch überall anklopfen können", sagt er.

Das Spiel Fußball hat sich für die beiden gelohnt. Trotz des bitteren Abschieds. Bernd trat 1985 im Alter von 29jahren als Sport-Invalide ab, Karlheinz erlitt das gleiche Schicksal 1989 mit 31. "Meine Knochen sind viel älter, als ich es bin", sagt Karlheinz Förster - und das sei der Preis. Trotzdem kicken sie heute noch in den Prominentenspielen mit und ärgern sich, wenn die Gegner sagen: "Oh je, die Förster-Brüder. Da wird's wieder zur Sache gehen."
Auch das ist ein Image, das den Förster-Brüdern bleiben wird. Genauso wie das andere: Bescheidenheit. Und so wurde Bernd Förster 1994 Jahr noch rot vor Verlegenheit, als ihm die Leute zur Meisterschaft des VfB gratulierten. "Ich habe doch mit dem Verein gar nichts mehr zu tun", sagt er - und vergisst dabei eines: Die Förster-Brüder sind für die Fans immer noch ein Stück VfB.
Und sie werden es bleiben auch noch nach der nächsten Meisterschaft.

     
   
     
   
     
   
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