DIE ZWEI AUS SCHWARZACH
VON HORST WALTER (06/92)
Als
die Brüder Bernd und Karlheinz Förster die ersten Werbeprospekte zu
ihrem eigenen Buch sahen, stoppten sie die Auslieferung. "Das ist uns
viel zu großkotzig", sagten die beiden und verlangten die Änderung des
Buchtitels. Und so wurden in letzter Sekunde die Plakate zu dem Förster
Buch "An uns kommt keiner vorbei" eingestampft - und auf dem Markt
erschien wenig später ein Förster Buch mit geändertem Cover. Neuer Titel
"Die Zwei aus Schwarzach".
"Die Zwei aus Schwarzach" passte besser zum Image der
Zwei aus Schwarzach. Denn obwohl sie auf dem Spielfeld zur Sache gingen,
dass die Fetzen flogen, beurteilte man sie im Privatleben
erstaunlicherweise ganz anders: Brav, nett, bodenständig,
familienbezogen, heimatverbunden. Selbst die seriöse Frankfurter
Allgemeine Zeitung versuchte das neue Modewort "Heimat" am Beispiel der
beiden Fußballer zu erklären - und zählte im Jahre 1986 Pferde (125),
Rinder: (1330) und Schafe (278) der Förster-Gemeinde Schwarzach. Und sie
fand unter 2801 Einwohnern keinen, der den Förster-Brüdern etwas
Schlechtes nachsagen konnte.
Denn
trotz des Aufstiegs der Söhne eines Maurermeisters zu Millionären in der
Fußball-Branche, sind die beiden auf dem Teppich geblieben. Und weil man
andere Weltmeister, Vize-Weltmeister, Europameister und Deutsche Meister
kennt, weiß man, dass dies nicht einfach ist - und wahrscheinlich
zeichnet dies die Förster-Brüder in der Öffentlichkeit noch mehr aus als
der unbändige Einsatz im Training und auf dem Spielfeld. "Ich habe
trainingsfaule Spieler nie verstehen können. Wir wurden doch alle gut
bezahlt und dafür musste man doch auch gute Arbeit leisten", sagt
Karlheinz Förster.
Die Einstellung ist typisch für einen Musterprofi aus
dem Hause Förster. Und zwei wie sie ärgert es noch heute, dass sie mit
dem VfB Stuttgart nicht mehr erreicht haben - damals nach dem Gewinn der
Deutschen Meisterschaft 1984. "Wir hatten eine Super-Mannschaft, nur
leider kein professionelles Umfeld", sagt Bernd Förster - und sein
Bruder sieht mit einem lachenden und einem weinenden Auge die
Möglichkeiten, die sich nach dem Titelgewinn 1992 eröffneten. "Mit
Trainern wie Daum oder Haan und einem Manager wie Hoeneß hätten wir uns
damals in der europäischen Spitze etablieren können", sagt Karlheinz
Förster, der der damaligen Führungsriege vorwirft, die Zeichen der Zeit
verschlafen zu haben. "Wir haben Fußballer wie Klaus Fischer oder
Tscha-Bum oder Uli Stielike vom VfB überzeugt - und dann wurden sie vom
VfB abgelehnt, weil sie angeblich zu alt waren."
"Die
Zwei aus Schwarzach" wollten immer das Optimale - und so können sie auch
die Frage nicht verstehen, ob ihnen denn tatsächlich eine Deutsche
Meisterschaft mehr irgendetwas eingebracht hätte. "Man will doch immer
gewinnen, wenn man Fußball spielt", sagt Bernd Förster verständnislos.
Wir haben jetzt mehr gedacht, ob ihnen so ein Meistertitel damals für
ihr berufliches Leben danach mehr gebracht hätte? "Ach so - nein, das
natürlich nicht", sagt er. Das berufliche Leben der Förster - Brüder
heute. Karlheinz ist Repräsentant bei Adidas, Bernd selbständiger
Kaufmann als Besitzer einer Auto-Waschanlage in Deizisau und als
Investor bei einer großen Tankstelle.
Beide
sind erfolgreich - auch in diesem Lebensabschnitt. "Wer gradlinig im
Fußball war, ist auch gradlinig im Beruf", sagt Bernd Förster, und
Karlheinz Förster sagt, dass die Fußballer-Karriere natürlich auch
Grundstock für den beruflichen Aufstieg war. "Wir haben die richtigen
Leute kennen gelernt - und wir haben einen Namen, mit dem wir heute noch
überall anklopfen können", sagt er.
Das Spiel Fußball hat sich für die beiden gelohnt.
Trotz des bitteren Abschieds. Bernd trat 1985 im Alter von 29jahren als
Sport-Invalide ab, Karlheinz erlitt das gleiche Schicksal 1989 mit 31.
"Meine Knochen sind viel älter, als ich es bin", sagt Karlheinz Förster
- und das sei der Preis. Trotzdem kicken sie heute noch in den
Prominentenspielen mit und ärgern sich, wenn die Gegner sagen: "Oh je,
die Förster-Brüder. Da wird's wieder zur Sache gehen."
Auch das ist ein Image, das den Förster-Brüdern bleiben wird. Genauso
wie das andere: Bescheidenheit. Und so wurde Bernd Förster 1994 Jahr
noch rot vor Verlegenheit, als ihm die Leute zur Meisterschaft des VfB
gratulierten. "Ich habe doch mit dem Verein gar nichts mehr zu tun",
sagt er - und vergisst dabei eines: Die Förster-Brüder sind für die Fans
immer noch ein Stück VfB.
Und sie werden es bleiben auch noch nach der nächsten Meisterschaft.
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