Buffy oder der Bauch ist rund
Johann Ettmayer war die größte VfB-Show - und ist
es noch immer (06/97)
Als Buffv Ettmayer das letzte mal zuverlässig gewogen
wurde, hat der Zeiger jenseits der Zweizentnermarke heftig zu vibrieren
begonnen. "Schauns -, sagt der füllige Wiener und bringt uns sein
Problem schonend bei, "i bin an Schlecker - in jeder Eisdiele hau ich
mir 20 Kugeln rein."
Kirchheim/Teck am Fuß der Schwäbischen Alb. Wir
kommen am Eiscafé vor dem Rathaus nur vorbei, weil Buffy sich
ausnahmsweise zum Fasten zwingt. Angeblich hat neulich an seiner Waage
erstmals die rote Warnlampe aufgeleuchtet: "Nicht in Gruppen betreten!"
"Man
wird ned jünger", stöhnt Big Buffy und schüttelt den Kopf, "man wird ned
schlanker." Trotzdem, schwören Zeugen, sei diesem strammen Mannsbild vor
kurzem auf vielfachen Wunsch noch folgender Trick geglückt: Buffy kickte
eine Münze hoch, schlenzte das Geldstück vorbei an seinem stattlichen
Bauch - und es fiel ihm von oben in die Hemdtasche. Hexerei-
Johann Ettmaver, kurz: Buffy, konnte schon immer
Dinge, die kein anderer kann, und deshalb ist er auch mit 50 noch voll
beschäftigt: Während seine Susanna den Schreibwarenladen mit der
Toto-Lotto-Annahmestelle führt, kurvt Buffy im SL quer durchs Ländle und
zeigt seine Kunststückchen in Promi-Mannschaften. "Bloß geht die
Kickerei mittlerweile halt a bissel aufs Knie", klagt der Neu-Schwabe -
er hat zwar im "Zirkus Krohn" einst auch für den HSV den Rastelli
gemacht, doch sein Klub ist der VfB. In Stuttgart kickt er montags immer
mit Altstar Rolf Geiger und den Jungs vom Motorsportklub, dienstags mit
den Prominentenkickern, er trainiert in Jugendcamps, aber vor allem
macht er seine Benefizspiele mit der Toto-Lotto-Truppe, mit Tilkowski
und Haller, Grabowski und Overath, auch Kaiser Franz war mal dabei. Doch
die größte Show ist Buffy.
"Sepp Maier, Ente Lippens und ich - wir sind Viecher.
Und die Leute wollen beim Fußball halt auch was zu lachen haben."
Buffy, der alte (Schla-)Wiener mit seinem Schmäh: Er
kann geradezu angeschnitten plaudern und zaubern - so einer findet
überall seine Manege. Im Winter bei den Hallenturnieren muss er als
Jongleur und tricksender Entertainer von den anderen ablenken, die sich
beim Grätschen Verbrennungen holen. Als er in der Schleyerhalle beim
letzten Mal fehlte, litt die "Stuttgarter Zeitung" geradezu körperlich:
"Keine Show, kein Buffy, wir sind entsetzt. Ist er womöglich verhindert,
auf Schrotkur in Oberstaufen, oder geschwächt von seiner letzten Diät-"
50 Jahre, 100 Kilo, an Buffy ist neuerdings alles
rund, und seine Trikots lässt er sich mittlerweile angeblich aus
Fallschirmen schneidern. Abkochen- Abtrainieren- Rennen- "I bin ka
Läächtathlet, i bin Fußboller", hat er schon in den siebziger Jahren
gesagt, als ihn der VfB aus Wien holte. Und von nix kommt nun mal nix -
vor allem nicht diese Gewaltschüsse, mit denen er uns nach wie vor von
den Stühlen reißt. "Buffyyy!", rufen alle, wenn es Freistoß gibt.
Gemessenen Schrittes nähert sich der Wiener dann dem Schiedsrichter und
zeigt ihm den Waffenschein. Er schüttelt kurz das linke Bein aus, das im
nächsten Moment die Form einer Abschussrampe annimmt, und anschließend
gibt der Lautsprecher den neuen Spielstand bekannt.
So war's immer. Der VfB hat mal beim FC Bayern
gespielt, und an der Mittellinie legte sich Buffy den Ball hin.
"Mauer!", rief Bulle Roth. "Seid's deppert-", lachte Sepp Maier im Tor,
"das sind 50 Meter." Buffv schoß. Pfosten.
Darauf Roth zu Maier: "Und jetzt, du Blinder-"
Auf besonderen Wunsch schießt Buffv auch mal einen
Eckball mit der Hacke vors Tor - sogar noch mit Bauch. Er ist ein Star
mit Gewicht, und er staunt oft über sich selbst, weil die Österreicher
den Rucksack normalerweise nicht vorne tragen - dafür kann er, was die
meisten Schlanken nie lernen: Sich den Ball mit dem linken gegen den
rechten Fuß schießen, dass er als Querschläger unter die Latte fliegt.
Akrobat schööön. Ballgefühl ist halt alles. Mit
seiner Toto-LottoTruppe, die wie die Harlem Globetrotters durchs Land
tourt, hat Buffy in 55 Benefizspielen für gute Zwecke schon 850000 Mark
zusammengekickt - die Altstars sind eine Attraktion, von Sigurvinsson
bis Hansi Müller. Ettmayer: "In den siebziger Jahren ist der beste
Fußball gespielt worden. Pele, Rivera, Eusebio - das gibt's nicht mehr."
Ihre Nostalgiespiele bestreiten sie standesgemäß im gelben Trikot der
Brasilianer. Und Buffy geht mit Vorliebe in die Knie und stoppt die
Kugel mit dem Popo - oder er steht plötzlich auf dem Ball und salutiert,
daß vor Lachen das Publikum platzt und anschließend das Ventil. Zwei
Zentner. Dabei schwört er, daß er sich jeden Morgen nur eine
Butterbrezel zum Kaffee gönnt.
Was ist dann schuld - außer den 20 Eiskugeln- "Ich
randaliere halt zu oft am Kühlschrank", sagt Buffy. Aber er wird selbst
dann noch ein Ballzauberer sein, wenn man ihn vollends auf den Platz
rollen muss.
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