DAS WIENER ORIGINAL
VON MARTIN HÄGELE (06/92)
Wenn
er sich heute vor Prominenten-Spielen umzieht, passiert es immer wieder,
dass sich der Anpfiff verzögert. Denn Buffy Ettmayer braucht schon beim
Umziehen Geselligkeit, das heißt Buffy muss erzählen. Und Buffy braucht
Zeit. Denn meistens hängt beim ersten Versuch die Shorts zum modisch
gestylten Trikot irgendwo zwischen Knie und Oberschenkel fest. Buffy
flucht auch dann mal wieder auf die Sportkonfektion und zieht eine alte
Adidas Hose aus seiner Sporttasche. Größe zehn, schätzungsweise
Sonderanfertigung, so was gibt's heute in keinem Laden mehr.
Bevor er dann raus auf den Platz geht. schnappt er
sich den Ball, den er mitgebracht hat. Da ist er eigen. Schließlich
versteht er Fußball als Kunst - oder dirigierte etwa der- große Karajan
mit einem Taktstock 70 aus Chromargahn?
Die Diva Ettmayer. Der Ball, besser der gehobene
Umgang mit dem Ball, das Flair eines vollen Stadions und die Sprüche
hinterher - das war seine Aura. Und als Maß aller fußballerischen Dinge
für den Virtuosen erst mal Johannes Ettmayer aus Wien. Den weitaus
größeren und für ihn und seine Anschauung bedrohlichen Rest der
Fußballwelt siedelte der dreißigmalige österreichische Nationalspieler
im Bereich der Kraftmeier, Leichtathleten und Zehnkämpfer an. Sein
ganzes Leben lang hat er sich mit diesen Typen angelegt.
Oft gewann er, genauso oft wurde er fertiggemacht. Auch Buffys Zeit beim
VfB war Auf und Ab. Das Halbfinale im UEFA-Cup gehörte ebenso dazu wie
der Bundesliga-Abstieg.
Über Buffy ließ sich glänzend streiten. Mal
beschimpften sie den kleinen dicken Österreicher als Fettmayer, dann
hätten sie ihm am liebsten ein Denkmal vors Neckarstadion gesetzt. Wie
an jenem 23. Oktober 1974, Hermann Eppenhoffs Geburtstag und einem 6:1
über den Deutschen Meister Borussia Mönchengladbach.
Buffy weiß es noch wie heute: "Beim 5: 1 hab' ich
erst dem Berti Vogts durch die Schnürsenkel gespielt, dann hab' ich noch
drei Gladbacher vernascht und zum Schluss noch den Kleff. Beim sechsten
Tor hab' ich die Kugel so volley getroffen, da hat sogar der Kleff
applaudiert."
Solche Sternstunden entschädigten Buffy Ettmayer für
all das, was ihm durch die Lappen gegangen ist. Hätte er wie ein
normaler, ernährungsbewusster, stromlinienförmiger moderner Profi
gelebt, Buffy stünde auf einer Stufe kurz hinter Pelé
Doch Buffy stand zu seinem Stil. Dem ist er bis heute
treu geblieben. Das Original Ettmayer, die erste gelungene Kreuzung aus
Wiener Schmäh und schwäbischem Bruddler.
Nachtrag von glmuc aus dem VfB-Forum:
Albert sing fand den Buffmeyer zu dick und sagte zu
ihm:
"Sie habe ich auch schon schlanker gesehen."
Darauf Buffy: "Dös muaß an Schmalfüim gwesn sein."
Die Höhe der Strafe weiß man nicht mehr mehr; man kann ja mal den Buffy
fragen.
(glmuc aus dem vfb-forum)
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