Die "Comedian Harmonists" vom Waiblinger Landratsamt

von Klaus Schlütter (06/2003)

Bass, Tenor, Alt ein gemischter Männerchor hatte sich im Amtszimmer des Landrats von Waiblingen eingefunden. Amtschef Horst Lässing stellte einen brasilianischen Wimpel auf den Schreibtisch. Die fünf Anwesenden erhoben sich von ihren Sitzen. Legten die Hände an die Hosennaht und machten ernste Gesichter wie bei einem Staatsakt.

Dann stimmte Lässing die brasilianische Nationalhymne an. VfB Profi Adhemar und sein Dolmetscher Ephraim Link sangen aus voller Kehle mit. Jochen Schneider, die rechte Hand des damaligen Sportdirektors Karlheinz Förster, und der dienstbare VfB Geist Alexander Wagner, beide des Portugiesischen nicht mächtig, summten dazu

Auf diese ungewöhnliche Weise besiegelte das Gesangsquintett, originell wie die "Comedian Harmonists", die Arbeitserlaubnis für den kleinen Stürmer aus Brasilien, ohne die für ihn in Deutschland keine Torjagd möglich gewesen wäre. Wegen ihr waren Schneider und Wagner vorher vergeblich von Pontius zu Pilatus gelaufen, bis VfB Freund Lässing mit einer Vorab Zustimmung den Fall unkonventionell löste.

Eine Woche später bedankte sich Adhemar auf seine Art. Beim 6:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern schoss er drei Tore und trug mit vier weiteren Treffern im Verlauf der Rückrunde 2001/2 entscheidend dazu bei, dass der VfB Stuttgart in der Bundesliga blieb.